Single Pills bewähren sich im Praxisalltag
Im Rahmen der START-Studie (Effect of Single pill combinations on Treatment Adherence and persistence as well as on clinical and pharmacoeconomic outcomes in the Real-world Treatment of hypertension, coronary heart disease, hyperlipidemia and in secondary prevention of cardiovascular events: A claims data analysis) wurden Daten von 59.336 kardiovaskulären Patient:innen hinsichtlich ihrer Therapietreue, weiteren kardiovaskulären Ereignissen und den entstandenen Krankheitskosten untersucht. Dazu wurden Versicherungsdaten zwischen Juli 2013 und Juni 2018 der AOK PLUS retrospektiv analysiert.1
Auswahl der Patient:innen1
- Per Screening wurden vor der 12-monatigen Beobachtungsphase Patient:innen identifiziert, die eine von acht Kombinationstherapien aufgrund einer vordefinierten kardiovaskulären Diagnose erhielten (s. Tab.).
- Den Patient:innen wurde die Kombinationstherapie entweder lose kombiniert oder als feste Kombination in einer Single Pill verordnet. Ein Jahr vor dem Beobachtungszeitraum durften die Patient:innen die untersuchte Kombination jedoch nicht eingenommen haben.
- Nach einem Propensity Score Matching, in das 28 Parameter wie Alter, Geschlecht klinische Diagnosen, Hospitalisierungen und Begleitmedikation einflossen, wurden Patient:innen-Paare gebildet. Pro Paar wurde jeweils ein Patient oder eine Patientin mit einer losen Kombination und der andere Patient bzw. Patientin mit einer festen Kombination derselben Wirkstoffe behandelt.
- Insgesamt wurden die Daten von je 29.668 Patient:innen unter loser Kombinationstherapie bzw. Single Pill-Therapie ausgewertet (s. Abb.).

- Eine Wirkstoffkombination konnte aufgrund zu geringer Patient:innenzahlen nicht weiter analysiert (s. Tab.).

Höhere Therapietreue, weniger kardiovaskuläre Ereignisse und Hospitalisierungen, geringere Kosten
- Bei allen sieben untersuchten Kombinationen war ein signifikant größerer Anteil der Patient:innen unter Single Pill-Behandlung therapietreu als unter loser Kombinationsbehandlung derselben Wirkstoffe.2
- Unter Single Pill-Therapie traten weniger kardiovaskuläre Ereignisse auf als unter identischer loser Kombination. Von den 42 Vergleichen zu den untersuchten Ereignishäufigkeiten konnte mittels IRR (Incidence rate ratio) aufgezeigt werden, dass 36 tendenziell und – davon 20 signifikant – zugunsten der Single Pills abgeschnitten haben.3
- Die Hospitalisierungsraten waren bei allen untersuchten Kombinationen unter Single Pill geringer als unter der losen Kombination derselben Wirkstoffe. Nur bei einer Kombination war dieser Unterschied nicht signifikant.4
- Die erzeugten Gesamtkosten# pro Patient:innenjahr waren in der Single Pill-Gruppe geringer als bei den mit der identischen losen Kombination behandelten Patient:innen. Bei vier Kombinationen war diese Differenz signifikant.5
- Auch die Medikationskosten* einer Single Pill-Behandlung pro Patient:innenjahr waren bei fünf Kombinationen signifikant geringer als bei einer Behandlung mit denselben losen Wirkstoffkombinationen.6
Referenzen:
1: APONTIS PHARMA Deutschland, 2019, Data on File
2: Gillessen et al. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2019; 48(11): 567-568
3: Weisser et al. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2019; 48(11): 566-567
4: Predel et al. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2019; 48(11): 568
5: Wilke et al. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 2019; 48(11): 569-570
6: Wilke et al.: Vergleich der Gesundheitskosten zwischen Patienten mit einer Single Pill- versus Multi Pill-Therapie: Ergebnisse der START-Studie, Posterpräsentation im Rahmen des 45. Deutschen Hypertonie Kongress DHL, 2021, Berlin, Poster 21
#: Gesamtkosten = [Arzneimittel (Listenpreise), Hospitalisierungen (DRG), ambulante Behandlungen (gemäß EBM-Behandlungspunkte), Heil-/Hilfsmittel]
* Medikationskosten (beinhaltet die entsprechende Wirkstoffkombination SP/MP und mögliche Begleitmedikation)