Die Leitlinien-gerechte Hypertonie-Behandlung

Hypertoniker:innen sollten ihre Salz- und Alkoholaufnahme reduzieren, sich gesund mit viel Obst und Gemüse ernähren, das Gewicht reduzieren, sich regelmäßig bewegen und das Rauchen nach Möglichkeit einstellen.1

Bei einer Hypertonie Grad I (140-19/90-99 mmHg) sollte eine solche Lebensstiländerung begleitend zur medikamentösen Therapie stattfinden. Auch bei den höhergradigen Hypertonie-Stufen ist eine Lebensstiländerung immer angezeigt.1

Frühzeitig kombinieren & profitieren

  • Die europäische Hypertonie-Leitlinie empfiehlt zur medikamentösen Hypertonietherapie – bis auf wenige Ausnahmen – den initialen Einsatz einer Zweifachkombination (s. Abb.).1
  • Auf jeder Therapiestufe sollte zudem der Einsatz von Betablockern erwogen werden, wenn bestimmte Indikationen, z. B. Angina pectoris, Post-Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern vorliegen, oder bei einer Frau ein Kinderwunsch oder eine Schwangerschaft besteht.1
  • Ein möglicher Grund für die weltweit eher schlechte Blutdruckkontrolle ist laut Leitlinie unter anderem die schlechte Adhärenz von polypharmazeutisch behandelten Patient:innen1 – auch in Deutschland sind ca. 70% aller Behandelten (18-79 Jahre) auf Zielblutdruck (<140/90 mmHg).2
  • Die aktuellen Leitlinien empfehlen, bereits in der Initialtherapie ein Single Pill-Präparat einzusetzen, um Geschwindigkeit, Effizienz und Vorhersagbarkeit der Blutdruckkontrolle zu verbessern.1

Modifiziert nach Williams et al. 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. European Heart Journal (2018) 39, 3021–3104

Auch bei komorbiden Patient:innen kombinieren

  • Liegt neben der Hypertonie eine koronare Herzkrankheit oder eine chronische Nierenerkrankung vor, wird ebenfalls eine initiale Kombinationstherapie empfohlen.1
  • Hat ein Patient bzw. eine Patientin bereits ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten, wird in vielen Fällen eine Dreifachkombination zur Sekundärprophylaxe empfohlen, bspw. nach einem Schlaganfall sowie einer transitorischen ischämischen Attacke bei vorhandener Hypertonie3 oder nach akutem Koronarsyndrom ohne ST-Hebung.4

Sollten Sie die Hypertonie-Leitlinien von 2018 in Gänze lesen wollen, geht es hier entlang: Europäische ESC/ESH Leitlinie und deutsche Pocket-Leitlinie.

Referenzen:
1: Williams et al. 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. European Heart Journal (2018) 39, 3021–3104
2: Der Blutdruck in Deutschland ist gesunken, das Präventionspotenzial bleibt aber hoch. Epidemiologisches Bulletin 5/2015 des Robert Koch-Instituts:33–40
3: AWMF-Register Nr. 030-133, S3-Leitlinie »Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und TIA« – Teil 1, Hrsg.: Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)/Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Stand: 31.01.2015. Leitlinie zur Zeit in Überarbeitung.
4: ESC Pocket Guidelines Akutes Koronarsyndrom ohne ST-Hebung (NSTE-ACS), Deutsche Gesellschaft für Kardiologie. Björn Brockmeyer Verlag GmbH, München, 2020